5.Burgebracher Kelch 28/29.4.18

5. Burgebracher Kelch

vom 28. Und 29. April 2018

Auf meinen 2. Apnoe-Indoor Wettkampf in diesem Jahr habe ich mich lange vorbereitet.

. Insgesamt bin ich über Monate mindesten 3 x pro Woche im Wasser gewesen und habe generell Schwimmen, vor allem aber die 3, bei Indoor-Apnoe-Wettkämpfen geforderten Disziplinen, trainiert: STA

(Luftanhalten an der Oberfläche statisch), DYN (Schwimmen unter Wasser mit Flossen) und DNF (Schwimmen unter Wasser ohne Flossen). Trainiert habe ich zusammen mit Freediving-Ostschweiz, wo ich vor allem von den grossen Erfahrungen von René

Trost profitieren konnte. Er hat mich immer wieder angeleitet und hat mir wertvolle Tipps gegeben. Zudem gab er mir ein sicheres Gefühl im Wasser, wenn ich bei meinen Tauchgängen in den Grenzbereich vordringen wollte.

 

 

Nicht zuletzt haben mir das mentale Coaching bei René sehr viel gebracht, weil ich mich dadurch in den Wettkampfsituationen noch besser „herunterfahren kann“.

Am Freitag, 27. April bin ich nach Bamberg gereist. Die Anreise war etwas beschwerlich, weil wieder mal viel zu viel los war auf den deutschen Strassen. Nach über 6 Stunden Fahrtzeit hatte ich es doch geschafft und mein Gepäck im Hotel deponiert. Um etwas zu essen, ging ich noch zum Libanesen vis à vis. Nach dem feinen Essen genoss ich noch exzellenten Minzen Tee und konnte so richtig runterfahren und mich dann bald darauf entspannt hinlegen.

Um 7:30 habe ich mich dann im Hallenbad Burgebrach zum Wettkampf eingeschrieben. Ärztliches Attest, AIDA-Mitgliedschaft, usw. wurden kontrolliert. Danach habe ich mir meinen Ruheplatz ausserhalb der eigentlichen Schwimmhalle eingerichtet.

Meine Startzeit (OT) für STA war erst nach elf Uhr, ich hatte als noch viel Zeit. Diese verbrachte ich in Gesprächen mit anderen Athleten, und – je näher mein OT rückte – mit Entspannen: Yoga, Atemübungen und Hören von relaxender Musik. Zudem habe ich mit Klaus Nüsslein, meinem vom Veranstalter zugesprochenen Coach, über den Ablauf dem Warm-up vor dem STA und die Betreuung währen der Performance gesprochen.

 

Das STA läuft dann ausgezeichnet. Ich fühlte mich gut im Wasser, beim Warmup konnte ich mich so richtig entspannen. Bei der eigentlichen Performance gab mir Klaus ab 3 Minuten Tauchzeit regelmässig die Zeiten durch.

Irgendwann nach 5 Minuten habe ich mich nochmals gestreckt, den Pool Rand gefasst und später langsam die Füsse auf den Boden gesetzt. Dann waren schon 6 Minuten durch. Klaus sagte wie besprochen: „Komm hoch, übertreib‘s nicht!“ Ich gab ein OK zu seiner Beruhigung. Ich fühlte mich immer noch gut und klar. 6:10, 6:20 gingen durch… Dann Auftauchen, endlich wieder atmen, und das geforderte Surface - Protokoll ablegen.

Ich spürte, dass lief ganz gut! Nach der obligaten Wartezeit kam dann auch die weisse Karte vom Judge. Tauchzeit 6:33, nur 4 Sekunden unter meinem bisherigen PB!

Danach wieder Ausruhen. Und endlich etwas kleines Essen (seit dem Abendessen hatte ich ausser Wasser nichts mehr zu mir genommen ).

Als nächste Disziplin war DYN an der Reihe. Die Disziplin, welche ich in den letzten Monaten stark vernachlässigt habe, weil sie mir am unwichtigsten erschien. Ich hatte in den letzten Wochen

versucht, mein Tempo und meinen Stil mit den Monoflossen zu finden und an der

Wendetechnik gearbeitet. Aber so richtig zufrieden war ich bis dahin nicht damit.

OT war um 16:45, so hatte ich noch etwas Zeit, den anderen Athleten zuzusehen und wenn mir was gefiel, es auch zu verinnerlichen versucht. An den Start von DYN ging ich erst ganz locker, die Nervosität kam dann aber als ich in der Wettkampfzone auf mein OT wartete. Ich versuchte, an was Schönes zu denken und sagte mir, dass ich hier rein gar nichts zu verlieren hätte.

Über die Ansage tönt: „..two-one-official top-one-two-three-four… „ Ich atme tief ein und packte noch zusätzlich Luft in die Lunge und tauchte ab.

Nach den ersten Schwimmbewegungen hatte ich das Gefühl, gut im Rhythmus zu sein. Die Wenden klappten auch einigermassen. 5. Poollänge, touch 125. Die Distanz, welche ich mir mal insgeheim vorgenommen hatte. Nochmals wenden und … Ich wusste, da waren ein paar Kollegen, die hatten 125m gemacht. Also weiter. Immer noch alles gut. Nächste Wende, nochmals weg von der Wand und 1 oder 2 Mal kicken und ran an den Beckenrand. Auftauchen,

abstützen, Serviceprotokoll und Blick zu Judge. Ich grinse in mich hinein (wohl

auch nach aussen :-) ) und weiss, das lief für meinen ersten Wettkampf mit Monofins „sauguet“! Ich bekomme die weisse Karte zu sehen und schaue mich um, wegen der Distanz. 155m.

Damit war ich sehr zufrieden. Klaus, welche mich beim Auftauchen daran erinnerte, dass ich nun wieder Atmen sollte, sagte mir, ich hätte eine Super-Gleitphase gehabt. Schade, habe ich es nicht gesehen, aber, schön, das zu hören. J

Nach dem ersten Wettkampftag und den ersten beiden Disziplinen lag ich auf dem 4. Gesamtrang in diesem sehr guten Teilnehmerfeld (die Besten: Peter Durdik, STA: 8:00, Robert Woltmann, DYN: 200m, Chapeau!!) und nun ging es sehr zufrieden ans gemeinsame Abendessen mit geselligem Plaudern.

Der Sonntagmorgen war herrlich. Ich war schon früh wieder in Burgebrach, ging aber noch etwas raus in die Natur. Bis zu meinem OT in DNF um 11:49 hatte ich ja auch noch viel Zeit. Diese war dann aber mit den Vorbereitungen rasch um. Aufwärmen und Eintauchen und dann wieder auf die Wettkampfbahn. Wieder kurz eine leichte Nervosität, welche ich aber (so wie ich glaube) gut beiseitelegen konnten. Wieder die Stimme aus dem Lautsprecher.

Abtauchen-abstossen-gleiten- Armzug-gleiten- Beinschlag – gleiten... Ich fühlte mich recht gut, aber vielleicht war ich doch eine Spur zu schnell. Nach der Wende und dem Abstossen bei 100 m merkte ich, dass es nun höchste Zeit zum Auftauchen wurde. Ich bin rasch hoch und an den Poolrand. Atmem, Service-Protokoll und schaue hoch zum Judge. Da hängt die gelbe Karte, so alleine und frei für sich.

Was soll das, frage ich mich. Und ich bekomme leider die gelbe Karte. Mir wird erklärt,

ich hätte mich mit den Händen an den Poolrand gezogen, bevor ich mit den Atemwegen aus dem Wasser war. „Das musst du üben!“ wird mir vom Judge gesagt. Mist denke ich. Dass gibt 5 Punkte Abzug, was dann in der Punktewertung einer Tauchstrecke von nur noch 101 m entspricht. Da bin ich schon etwas enttäuscht, sage mir aber, lieber noch als ein Blackout. Trotzdem bin ich enttäuscht. Bei DNF hatte ich mehr von mir erwartet, als nur "unsaubere" 111m.

Ich packe meine Sachen zusammen und schaue noch Robert Woltmann bei seinem Wahnsinnstauchgang von 192 m zu. Unglaublich, wie er das macht. In aller Ruhe zieht er seine Bahnen und kommt nach über 4 Minuten hoch und - lächelt!

Ich verlade alles in meinen Wagen. Danach ist die Rangverkündigung. In der Gesamtwertung falle ich auf Rang 7 zurück. Hätte man mir das eine Woche vor dem Burgebracher Kelch

gesagt, hätte ich das Resultat sofort gerne angenommen. Nun aber, verwöhnt nach den gestrigen Leistungen, bin ich erst etwas enttäuscht. Diese anfängliche Enttäuschung hat aber mittlerweile der Zufriedenheit über einen guten Wettkampf mit 2 sehr guten Resultaten Platz gemacht. Dass ich so weit gekommen bin, verdanke ich zu einem grossen Teil meinem lieben Freund, Coach und Mentor René Trost. Vielen Dank für deine Betreuung im und ausserhalb des Wasser, deine wertvollen Tipps und deine Freundschaft!

Der 5. Burgebracher Kelch (und gleichzeitig auch Deutsche Meisterschaft) ist wieder hervorragend organisiert worden. Das OK und der ganze Staff ausserhalb und auch im Wasser

haben einen tollen Job gemacht. Besonderen Dank gilt meinen Coach, Klaus Nüsslein. Vielen Dank auch den Judges, welche sich immer wieder die Zeit nehmen, unseren wunderbaren Sport das Atem-Anhaltens und Insichhineingehens, zu fördern. Grossen Respekt allen Athleten und Athletinnen. Es ist immer wieder eine Freude, euch zu treffen und euch im Wasser zusehen zu können.

Ich freue mich schon auf die folgenden Wettkämpfe. Natürlich erhoffte ich mir, dass ich künftig nicht als einziger von Freediving-Ostschweit an den Wettkämpfen sein werde, sondern, dass wir im kommenden Jahr wieder als eine grössere Gruppe an den Wettkämpfen antreten. Mit dem entsprechenden Apnoe-Training macht es enorm Spass, sich mit Gleichgesinnten zu messen.

In diesem Sinne, bis dann: mittwochs im Hallenbad Bütschwil.

Liebe Grüsse

Roland Rogenmoser